Eröffnung des Kongresses durch Dir. Alfred Rohrhofer (Verein Grüner Kreis) und Prof. Hans-Peter Kapfhammer (Vorstand der Uni-Klinik für Psychiatrie; Med Uni Graz).
Die Veranstaltung wurde eröffnet am Donnerstag, den 07.03.2013 in der Aula der Karl-Franzens-Universität Graz im Rahmen das Kongresses "Sucht & Spiritualität: Ein interkultureller Dialog" anlässlich des 30-jährigen Jubiliums des Vereins Grüner Kreis.
Leitung: Kurt Neuhold
Gäste: Prof. Brigitte Marschall, Prof. Andreas Fink, Pfarrer Hermann Glettler
Dieser Veranstaltung fand statt am Freitag, den 08.03.2013 am Zentrum für katholische Theologie der Karl-Franzens-Universität Graz im Rahmen das Kongresses "Sucht & Spiritualität: Ein interkultureller Dialog" anlässlich des 30-jährigen Jubiliums des Vereins Grüner Kreis.
Leitung: Prof. Susanne Heine im Gespräch zur Thermatik Sucht & Spiritualität mit VertreterInnen verschiedener religiöser Gruppen
Am Podium von links nach rechts: Maga. Viola Raheb, Christian Münzberg, Prof. Walter Schaupp, Dr. Farhoud Yazdani, Dr. Leonidas Lemonis, Prof. Leon Wurmser
Diese Podiumsdiskussion fand stattam Donnerstag, den 09.03.2013 in der Aula der Karl-Franzens-Universität Graz im Rahmen das Kongresses "Sucht & Spiritualität: Ein interkultureller Dialog" anlässlich des 30-jährigen Jubiliums des Vereins Grüner Kreis.
Prof. Leon Wurmser, West Virginia University, Towson, MD, USA
Psychoanalyse kann zuweilen eine Frage von Tod oder Leben, von völliger innerer Verzweiflung und Verkümmerung oder Rettung und Heilung bedeuten, auch wenn sie ungewöhnlich viel Geduld braucht. Dies gilt besonders für Patienten mit Suchtproblemen. Dabei sind die Themen von Traumatisierung, begleitet namentlich von ganz tief sitzender Scham („Urscham“, ähnlich der „Urangst“) und zwanghafter Wiederholung, von Masochismus und Narzissmus zentral.
Dr. Sylvester Walch, Psychotherapeut in freier Praxis, Oberstdorf, Deutschland
Das Zusammenwirken von therapeutischen, transpersonalen und spirituellen Perspektiven ermöglicht eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Die transpersonale Psychologie nimmt an, dass wir von einer Kraft gesteuert werden, die tief in der Seele verborgen ist. Diese Innere Weisheit ist nicht nur auf die Persönlichkeit begrenzt, sondern mit dem Seinsganzen verbunden. Häufig stehen wir dieser inneren Stimme mit unserem Ego im Wege. Wenn wir uns jedoch dafür öffnen, können wir unser Schicksal besser verstehen und Hindernisse im Leben als Herausforderungen begreifen.
Ass.-Prof. Dr. Hans-Walter Ruckenbauer Institut für Philosophie an der Kath.-Theol. Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
Ein Grundthema der menschlichen Existenz klingt in der Frage an, ob und wie sein Leben gelingen – „glücken“ – könne. Folgt man der philosophischen Tradition des Abendlandes von der Antike bis in die Gegenwart, begleitet einen die Vorstellung, dass das tiefste und umfassendste Verlangen aller Menschen darin bestehe, glücklich zu sein: Alles Handeln strebe letztlich danach. Doch das Glück dieses Glücks wird nur wenigen zuteil; schreiende Ungerechtigkeit erweist sich viel eher als Signum des Lebens.
em. Univ.-Prof.in Dr. in Susanne Heine Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie, Universität Wien, Österreich
Dieses Naturverständnis geht auf vormoderne Naturphilosophien zurück (Aristotles, Neuplatonismus) und verbindet sich oft mit der Vorstellung einer evolutionärfinalen Entwicklung (Holismus, Vitalismus). Dabei gilt die Natur als „Subjekt“, das als eine heilende und heilsvermittelnde Instanz zum Wohl des Individuums „handelt“ und dessen Selbstentfaltung bzw. Selbstaktualisierung bewirkt; die Natur wird deshalb oftmals „heilig“ oder „göttlich“ genannt.
Mag. Martin Engelberg Wiener Psychoanalytische Vereinigung, Wien, Österreich
Spiritualität hat im Judentum eine große Bedeutung. Insbesondere im Chassidismus und der Kabbala, die gerade heute hochmodern ist. Die Psychoanalyse hat ihre Wurzeln tief im Judentum Mittel- und Osteuropas, im Judentum des Talmud- Studiums und dessen dialektischen Denken, des Judentums des Schtetls, welches sich in die Großstädte wie Wien begeben hatte. Schließlich hat die Psychoanalyse wichtige Beiträge zum Verstehen von Suchtkrankheiten erbracht. Ein kurzer thematischer Rundgang durch alle diese Themengebiete.
Assoz. Univ.-Prof.in Dr.in Brigitte Marschall Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien, Österreich
Die Baumaterialien der Drogenwahrnehmungen sind Licht, Wasser und immer wieder Architekturelemente. A-Perspektivische Raumanordnungen und aufwendig gebaute Architekturen gleichen virtuellen Bildräumen des Drogenbewusstseins, in denen Raumverschneidungen, Gitter- und Mäandermuster in Höhen und Tiefen führen. Die Droge bewirkt eine Kommunikation des Fleisches, der Körper wird zum Übergangsort, zum rites de passage und leert sich permanent „wie ein Stundenglas“(Burroughs). Seit Jahrhunderten werden psychotrope Stoffe als Kultur bestimmendes Phänomen verwendet.
Univ.-Prof. Dr. Hans-Ferdinand Angel Dekanat der Kath. Theologie,Karl-Franzens- Universität Graz, Graz, Österreich
Man könnte vermuten, dass Sucht ein Thema ist, das für eine Behandlung im Religionsunterricht prädestiniert ist. Doch obwohl das Thema in der religionsunterrichtlichen Praxis präsent ist, spielt es in der wissenschaftlichen Religionspädagogik so gut wie keine Rolle. Damit stellt sich die Frage, welche Bedeutung der Suchtthematik im Rahmen des Religionsunterrichts überhaupt zugesprochen werden soll. Ein überraschender Zugang zur Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Sucht öffnet sich, wenn man danach fragt, was mit Glauben denn überhaupt gemeint ist.
Univ.-Prof. Dr. Michael Soyka Privatklinik Meiringen, Zentrum für seelische Gesundheit, Meiringen, Schweiz
Die Sucht, speziell auch Alkoholforschung, hat in den letzten Jahren erheblicher Fortschritte gemacht und die neurobiologischen Grundlagen von Suchterkrankungen werden deutlich besser verstanden. Relativ klar belegt ist die Bedeutung sogenannter natürlicher Belohnungsbahnen für die Vermittlung psychotroper, positiv verstärkender Effekte von Rauschdrogen. Insbesondere im Bereich des mesolimbischen Dopaminsystems. Eine Ausschüttung von Dopamin z.B. im Nukleus accumbens wird positiv verstärkend wahrgenommen.
PD. Human-Friedrich Unterrainer, Zentrum für Integrative Suchtforschung, Verein „Grüner Kreis“, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
Vielfach wurde der negative Zusammenhang von Religiosität und Spiritualität mit verschiedenen Formen von Suchterkrankungen bestätigt. Auch können religiös/ spirituelle Themen eine bedeutsame Rolle für den gesamten Verlauf einer Abhängigkeitserkrankung spielen. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden suchtkranke Patienten während ihres stationären Aufenthalts im Verein „Grüner Kreis“ mit Hilfe des Multidimensionalen Inventars zum Religiös/Spirituellen Befinden befragt.
Univ.-Prof. Dr. Herwig Scholz Alkoholambulanz, Spielsuchtambulanz Spittal/Drau, Österreich
Magisches Denken, also Denken außerhalb der Rationalität mit irrationaler Besetzung von Eigenschaften, Gegenständen oder Anderem ist an und für sich noch keinesfalls pathologisch und stellt auch ein bedeutsames Element in der kindlichen Entwicklungspsychologie des Menschen dar. Allerdings kann es bei verschiedenen psychischen Erkrankungen zur krankhaften Eskalation kommen, wie etwa bei Psychosen, sowie manchen Persönlichkeitsstörungen und neurotischen Störungen.
Univ.-Prof. DDr. Hans-Peter Kapfhammer Univ. Klinik für Psychiatrie, Medizinische Universität Graz, Österreich
Zwischen Sucht und Religion bestehen viele und komplexe Interrelationen. Es ist zunächst zu fragen, welche Aspekte in der Anthropologie des süchtigen Erlebens und Verhaltens am deutlichsten eine spirituelle bzw. religiöse Dimension berühren. Rausch und Ekstase einerseits, Verzweiflung und Vereinsamung in der Verengung der Sucht andererseits sind zwei paradigmatische Grenzsituationen, die in dieser Perspektive aufzunehmen sind.
Univ.-Lekt. Dr. phil. Franz Schuh Universität für angewandte Kunst Wien, Österreich
Auf jeden Fall gilt, was der Arzt Reinhard Haller zu bedenken gibt, dass nämlich Rausch und Sucht „komplexe vielwurzelig bedingte und mehrschichtige Phänomene sind“. Das bedeutet, dass man sie mit einseitigen Erklärungen nicht verstehen kann. Da diese Phänomene aus offensichtlichen Gründen auch unter medizinischer Beobachtung stehen, also mit Heilung und Gesundheit zu tun haben, sind Vereinfachungen umso problematischer. Mit dem Glück kommt erst recht ein vielschichtiger Faktor dazu, der – obwohl Glück auch zur Gesundheit beiträgt – nicht mehr allein psychiatrisch aufschlüsselbar ist.
Günther Brus, Freischaffender Künstler, Graz, Österreich
Günter Brus zählt zu den wichtigsten Vertretern des Wiener Aktionismus. Für sein Lebenswerk erhielt er 1996 den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst.
Univ.-Prof.in Dr.in Ulrike Bechmann Institut für Religionswissenschaft an der Kath.-Theol. Fakultät, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
Wie man Krankheit erklärt und damit umgeht, hängt sehr von der jeweiligen Kultur ab. Sind Kranke besessen und müssen die Dämonen ausgetrieben werden, um sie zu heilen? Hilft ein Trank aus „Zauberschalen“, die durch Heilungssprüche ihre Kraft an das Wasser abgeben? Wie kann man heute von Jesu Wunderheilungen sprechen: Und was haben sie mit dem christlichen Glauben zu tun? Und was heißt dies heute für die Hoffnung auf seelische und leibliche Heilung? Was sind Wunder, was ist Magie? Der Vortrag geht solchen Phänomenen aus religionswissenschaftlicher Perspektive nach.
Univ.-Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber em. Department für Psychiatrie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
Jede schwere Erkrankung, aber auch chronisch verlaufende Störungen stellen kritische Lebenssituationen dar, die Fragen nach dem Sinn aufwerfen und den Leidenden häufig auch die spirituellen Dimensionen unseres Daseins eröffnen. Spiritualität kann - eingebettet in ein umfassendes Therapiekonzept - als potentielle Ressource bei der Verarbeitung von Krisen und Krankheiten genutzt werden.
Univ.-Prof. Dr. Eckhard Frick Professur für Spiritual Care, Hochschule für Philosophie, München, Deutschland
Sehen Sie, auf lateinisch heißt Alkohol „Spiritus“, und man braucht dasselbe Wort für die höchste religiöse Erfahrung wie für das schädliche Gift“, schreibt C.G. Jung an W.G. Wilson, Mitbegründer der Anonymen Alkoholiker. Die AA wählten von Anfang an einen überkonfessionellen Weg zur Spiritualität als Ressource der Heilung. Was kann Spiritual Care von den Suchtkranken lernen?